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Kiewer Konzil: Ukraine gründet neue orthodoxe Kirche

16. Dezember 2018 in Weltkirche, 5 Lesermeinungen
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Metropolit Epiphanius zum Oberhaupt der neuen Kirche gewählt - Staatspräsident Poroschenko: "Unabhängige ukrainisch-orthodoxe Kirche ist eine Kirche ohne Putin, eine Kirche ohne Kyrill"


Kiew (kath.net/KAP) Historischer Tag für die orthodoxe Kirche in der Ukraine: Beim Vereinigungskonzil in der Kiewer Sophienkathedrale wurde eine eigenständige, vom Moskauer Patriarchat unabhängige ukrainisch-orthodoxe Kirche gegründet. Bei der Kirchenversammlung wählten die mehr als 100 Bischöfe, Priester und Laien Metropolit Epifanij (Dumenko) - bisher Bischof von Perejaslaw im Rahmen des bis vor kurzem als schismatisch angesehenen "Kiewer Patriarchats" - zum Metropoliten von "Kiew und der ganzen Ukraine". Das Vereinigungskonzil, bei dem die mit Moskau verbundene orthodoxe Kirche in der Ukraine fast gänzlich fehlte, ist ein weiterer Schritt zur kirchlichen Eigenständigkeit (Autokephalie), deren Gewährung durch das Ökumenische Patriarchat in Istanbul für Jänner erwartet wird.

Das Vereinigungskonzil tagte unter dem Vorsitz des Pariser Metropoliten Emmanuel (Adamakis). Neben ihm am Podium nahmen zu seiner Rechten Poroschenko und zu seiner Linken der Kiewer Patriarch Filaret Platz. Überschattet war die Versammlung vom Fernbleiben fast aller über 90 Bischöfe der ukrainischen Kirche. Nur zwei Bischöfe nehmen laut örtlichen Medienberichten an der Gründungsversammlung teil. Die Kirche des Moskauer Patriarchats hatte ihre Bischöfe zum Boykott des Konzils aufgerufen.

Die Verkündigung der Wahl von Metropolit Epifanij erfolgte durch Präsident Petro Poroschenko und den Vorsitzenden der Werchowna Rada, Andrej Parubiy, auf dem Vorplatz der Andreaskathedrale, die kürzlich dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel überlassen wurde. Poroschenko sprach von der "soeben vollzogenen Gründung der ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche".

Poroschenko hatte als Gast am Gründungskonzil teilgenommen. Der ukrainische Staatspräsident hatte sich massiv für die Kirchengründung eingesetzt. Demonstrativ ging Poroschenko auf dem Weg zum Konzil durch die vor der Kathedrale wartenden Tausenden Menschen und schüttelte Hände.


"Kirche ohne Putin"

In seiner Ansprache an die in der Hagia Sophia versammelten Teilnehmer des Vereinigungskonzils sagte Poroschenko, ein "tausendjähriger Traum" der "spirituellen Freiheit" gehe "durch den Willen Gottes" in Erfüllung. Tausend Jahre hindurch sei betont worden, dass die Ukraine sich der Ketten entledigen müsse, die sie "spirituell knebeln", um ihre Staatlichkeit zu befestigen. In diesem Zusammenhang nannte der Staatschef auch die Namen der nicht unumstrittenen Politiker Pawlo Skoropadskij und Simon Petljura, die sich vor 100 Jahren für eine autokephale Kirche eingesetzt hätten. Wörtlich erklärte Poroschenko: "Ich betone neuerdings, dass die Ukraine nie kanonisches Territorium der russischen Kirche war, es nicht ist und es nicht sein wird". Der Staatspräsident bedankte sich beim Ökumenischen Patriarchen, dass dieser die "Moskauer Annexion der Kiewer Metropolie im späten 17. Jahrhundert als illegal erklärt" habe und pries "den Mut und die Weisheit" von Bartholomaios I.

Weiters sagte Poroschonko, dass die kirchliche Unabhängigkeit wichtig für die "nationale Sicherheit" sei. "Wir durchschneiden die Ketten, die uns an das Reich banden". Am Abend sagte er vor Tausenden Menschen vor der Sophienkathedrale: "Die (neue) vereinte und unabhängige ukrainisch-orthodoxe Kirche ist eine Kirche ohne Putin, eine Kirche ohne (den Moskauer Patriarchen) Kyrill." In der Vergangenheit hatte Poroschenko der mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche Gebete für Kreml-Chef Wladimir Putin und russische Soldaten vorgeworfen, die Ukrainer töteten.

Metropolit Epiphanius zum Oberhaupt gewählt

Metropolit Epiphanius (39) ging als Favorit in die Wahl und gilt als rechte Hand des Kiewer Patriarchen Filaret (89), dessen Kirche sich bei dem Gründungskonzil mit einer weiteren orthodoxen Kirche zusammenschloss. Der nunmehrige "Metropolit von Kiew und der ganzen Ukraine" ist promovierter Theologe, der unter anderem in Athen studierte. Er am 3. Februar 1979 in einem Dorf bei Odessa am Schwarzen Meer geboren. 2007 wurde er zum Bischof geweiht.

Der neugewählte Primas wird voraussichtlich am 6. Jänner in Konstantinopel aus den Händen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. den vieldiskutierten "Tomos" (das Dekret) über die Verleihung der Autokephalie an die neugegründete ukrainische Kirche erhalten. Der ukrainische Präsident Poroschenko kündigte an, dass er Metropolit Epifanij bei der Reise an den Bosporus begleiten werde.

Vereinigungskonzil für Moskau "nichtig"

Das Moskauer Patriarchat pocht auf seine kirchliche Oberhoheit über die Ukraine. Aus Protest gegen die Gründung der eigenständigen ukrainischen Landeskirche brach es bereits seine Kontakte zum Ökumenischen Patriarchat vom Konstantinopel ab. Zudem verbot die russisch-orthodoxe Kirche ihren Gläubigen die Teilnahme an Gottesdiensten in dessen Kirchen. Diese Haltung wird auch vom russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin offensiv unterstützt.

Aus Moskau kam am Samstag zunächst nur eine kurze Erklärung des stellvertretenden Leiters des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Erzpriester Nikolaj Balaschow, in dem das Kiewer Konzil und die Wahl von Metropolit Epifanij als "nichtig" bezeichnet wurden: "Die unkanonische Versammlung von Personen, von denen einige die Bischofsweihe haben und die meisten nicht, hat unter der Leitung eines Laien - des Staatspräsidenten - und eines Ausländers, der nichts in der örtlichen Sprache versteht (Metropolit Emmanuel, Anm.), einen nichtkanonischen 'Hierarchen' zu einem ebenso nichtkanonischen 'Primas' gewählt. Für uns bedeutet dieses Ereignis absolut nichts". Er könne auch nicht verstehen, was sich die beiden ukrainisch-orthodoxen Bischöfe erhofft hätten, die an dem "Konzil" teilnahmen, betonte Balaschow: "Tut uns leid für sie. Trauriges Schicksal".

Schritt zur Unabhängigkeit

Die Gründung der Kirche gilt sowohl als bedeutender Schritt für die Unabhängigkeit des Landes als auch für die Vereinigung der bestehenden drei großen orthodoxen Kirchen in der Ukraine. Bislang unterstehen mehr als 12.000 ukrainische Pfarren und rund 200 Klöster dem orthodoxen Moskauer Patriarchat. Dessen Hoheit über die Ukraine soll die neue Kirche beenden, wodurch Moskau ein Drittel seiner Pfarreien verlieren würde.

Als Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Christen hatte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., die Bischöfe aller drei bisherigen ukrainischen Kirchen zu dem Konzil eingeladen. Zudem bat er sie, je einen Priester und einen Laien mitzunehmen, die ebenfalls Stimmrecht bekommen sollen. Mit der Leitung der Versammlung beauftragte Bartholomaios I. den Pariser Metropoliten Emmanuel.

Bisher konkurrierten drei orthodoxe Kirchen in dem 45-Millionen-Einwohner-Land miteinander. Eine untersteht dem Moskauer Patriarchat, die anderen beiden spalteten sich 1921 beziehungsweise 1992 ab. Theologisch sind sie sich einig, nur die Haltung zu Moskau unterscheidet sie fundamental. Laut Umfragen bekennen sich eine Mehrheit der orthodoxen Ukrainer zur 1992 gegründeten Kirche des Kiewer Patriarchats. Ihre rund 40 Bischöfe sowie etwa ein Dutzend Bischöfe der dritten Kirche nehmen an dem Konzil teil.

Coyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto: Symbolbild


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Lesermeinungen

 Stephaninus 18. Dezember 2018 
 

@Schlegl

Lieber Msgr. Schlegl

Herzlichen Dank. Jetzt kriege ich es auf die Reihe.


1
 
 SCHLEGL 17. Dezember 2018 
 

@Stephaninus

Das ist ganz einfach.Als die Ukraine zwangsweise zur Sowjetunion kam,wurde die selbstständige ukr. orth. Kirche ausgelöscht (alle ukr. orth.Bischöfe wurden unter Stalin ermordet)und diese Kirche der Patriarchat von Moskau unter KGB Führung angeschlossen. Millionen von Ukrainern gelang die Flucht ins Ausland, sofern sie orthodox und nicht griech. kath. waren, gründeten sie die ukr. Orth. Auslandskirche.
Nach 1989 wurde die ukr. Orth.Kirche von Kiew durch den Metropoliten Filaret Denisenko, der sich als Ukrainer von Moskau losgesagt hat,wiedererrichtet. Ebenso gab es die autokephale Ukr. Kirche des Auslands dann auch in der Ukraine und daneben die Ukr.orth. Kirche des Moskauer Patriarchates. Die beiden erstgenannten Kirchen haben sich vereinigt und nehmen die von Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel dekretierte Autokephalie in Anspruch.
Übrig bleibt die Ukr.orth. Kirche des Moskauer Patriarchates, die nun Gift und Galle gegen Konstantinopel spuckt unter Anleitung Putins u. Kyrills.


2
 
 Stephaninus 17. Dezember 2018 
 

Durchblick

Für mich als Laien ist es sehr schwierig, den Durchblick zu bekommen. Welche Kirche ist nun welche....? Aber ich habe Vertrauen, dass Kenner wie unser Msgr. Schlegl über das richtige Urteil verfügen. Also besteht wohl wirklich ein Grund zur Freude.


1
 
 girsberg74 16. Dezember 2018 
 

Mit freude wahrgenommen


0
 
 SCHLEGL 16. Dezember 2018 
 

Gratulation

Dem ukrainischen Volk ist zu gratulieren! Die entwürdigende Abhängigkeit von der putinistischen, ehemals sowjetischen, Kirche Moskaus ist beendet!
Weder Kyrill, noch Putin haben in der Ukraine etwas zu sagen.Die Annexion der Krim und die beständige Aggression durch russische Separatisten in der Ostukraine, haben das Fass zum Überlaufen gebracht.Auch die griechisch katholische Kirche der Ukraine erhofft sich bessere ökumenische Kontakte zur Orthodoxen Kirche des eigenen Landes.
Es bleibt aber zu hoffen, dass sich Präsident Poroschenko aus der kirchlichen Öffentlichkeit ZURÜCKZIEHT! Sonst könnte man ihm dasselbe vorwerfen, wie dem Diktator Putin und dessen Instrumentalisierung der russischen Kirche.Das wäre fatal! Hier können osteuropäische Regierungsvertreter viel von der Geschichte der katholischen Kirche lernen, weil sie leider schlechte Erfahrungen mit politischen Einmischungen von Herrscherhäusern (Joseph II), Diktatoren und politischen Parteien gemacht hat.Msgr.Erzpr. Franz Schlegl


11
 

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