Synode über Synodalität: Weg zu Relativismus oder zu wahrer Erneuerung?

23. Oktober 2023 in Interview


Synode über Synodalität: Weg zu Relativismus, ekklesiologischem Narzissmus oder zu wahrer Erneuerung? - Interview mit Dekan Ignaz Steinwender


Salzburg (kath.net)

Lieber Hörer dieses Videos! Am 11. Oktober war der Gedenktag von Papst Johannes XXIII. dieses Datum erinnert an die Eröffnung des II. Vat. Konzils im Jahre 1962.  In Rom findet derzeit eine Synode statt? Es geht um die Synodalität der Kirche. E gibt viele Medienberichte, es gab Vorbereitungen auf ortskirchlicher Ebene, es gibt Erwartungshaltungen? Wie geht es Ihnen dabei, darf ich Ihnen einige Fragen dazu stellen?

Steinwender: Ehrlich gesagt, beim Gedanken eines Interviews hatte ich zunächst Hemmungen, überhaupt etwas zu sagen. Ich dachte, wie kann ich jetzt die Aufmerksamkeit von Menschen, die sicher sehr viel zu bewältigen haben, auf dieses Thema lenken?

Ich habe mit einfachen Gläubigen gesprochen, die mit zwei Beinen im Leben stehen, was sie von der Synode halten? Dann kam die Frage, was ist denn das? Und als ich jemandem zu erklären versuchte, dass  sich die Synode mit der Synodalität der Kirche beschäftigt, da kam die Antwort: „Beschäftigen sich die da mit sich selbst? Oder wollen sie alles umkrempeln oder etwa die Kirche neu erfinden?

Als ich darüber nachdachte, sind mir zwei Reden eingefallen, eine, die beim vorletzten Konklave gehalten wurde und eine vom letzten Konklave. Bei ersterer ging es um die  Diktatur des Relativismus  - bei Corona habe wir ja schon einen Vorgeschmack davon bekommen – bei letzterer ging es um einen Narzissmus in der Kirche. Es war die Rede von einer Selbstbezogenheit in der Kirche, von einer egozentrischen Kirche die Jesus nicht nach außen treten lasse und eine um sich selbst kreisende Kirche, die glaube, dass sie eigens Licht habe. Beide Redner wurden sodann zum Papst gewählt.

Man könnte jetzt sagen: Gehen nicht gerade jetzt diese Warnungen in Erfüllung, ist nicht gerade jetzt und eben durch die Art der Synode eine Relativierung im Gange durch einen ekklesiologischen Narzissmus?

Weil es viele Unklarheiten gibt, weil es eine große Verwirrung gibt, ist es wohl angebracht, ein paar klärende Worte zu versuchen, als Orientierungshilfe.

Dann ist mir noch eingefallen, dass im Zusammenhang mit dieser Synode immer auch das Wort Prozess eine Rolle spielt. Man hat schon in der Vorbereitung immer von synodalen Prozessen gesprochen. Dieses Wort kommt aus der Dialektik Hegels und hat eine große Bedeutung im Neomarxismus. Das ist ein weiterer Grund sich kritisch damit zu beschäftigen!

Was ist eigentlich eine Synode?

Steinwender:   Eine Synode bedeutet soviel wie gemeinsamer Weg, eine Versammlung, ursprünglich war eine Bischofsversammlung gemeint! Die eigentliche Form waren die Konzilien! Die erste Synode war das Apostelkonzil in Jerusalem, wo es darum ging, im Heiligen Geist prüfen, ob das Evangelium auch den Heiden verkündet werden soll. Bei einer Synode geht es um eine Beratung darüber, wie der Weg der Kirche ist, was der Herr will!!! Es gibt übrigens ein Dokument über „die Synodalität im Leben und in der Sendung der Kirche“, das 2018 vom Präfekten der Glaubenskongregation unterzeichnet wurde. Die letzte große Synode im eigentlichen Sinne war das II. Vatikanische Konzil (1962 – 1965). Ich glaube, wenn man die Situation heute verstehen will, dann muss man auch über das II. Vatikanum nachdenken.

Könnten Sie kurz skizzieren, wie das das II. Vat. Konzil gelaufen ist?

Steinwender:  Das zweite Vatikanische Konzil wurde vom neugewählten Papst Johannes XXIII. bereits nach wenigen Wochen (25. Jänner 1959) unerwartet, d. h. ohne Vorberatung angekündigt – der Papst berief sich auf eine Inspiration, die er später abschwächte – und 1962 einberufen, wobei der Papst eine offenbar eine kurze Dauer im Auge hatte, ähnlich der römischen Diözesansynode, die 1960 sehr kurz abgehandelt wurde. In der ersten Sitzungsperiode gab es heftige Turbulenzen, die vorbereiteten Schemata wurden kritisiert oder sogar verworfen und es konnte kein einziges Dokument fertiggestellt werden. Johannes XXIII. erkrankt, starb im Juni 1963 und der neue Papst Paul VI. nahm das Konzil in Angriff und konnte es 1965 zu einem Abschluss bringen.

Was war jetzt das Besondere, Interessante oder Bedeutsame an diesem Konzil?

Steinwender:   Es gab ein paar besondere Phänomene:

-          Es entstand eine eigenartige Stimmung, da man kein gegenüber und offenbar keine Häresie zu behandeln hatte, wurde die Curie, gemeint waren die Konservativen irgendwie zum Feind und man hat auf die Kurie „eingedroschen“, wie ein Bischof später einmal bermerkte.

-          Konzilsperiti, also Berater, die großteils sehr jung und gescheit waren, hatten einen sehr großen Einfluss

-          Die Medien, auf die man so nicht gefasst war, erlangten sehr viel Einfluss und viel Teilnehmer begann immer mehr, für die Medien und nicht mehr für das Konzil zu sprechen. Ein Kardinal abonnierte eine Tageszeitung für alle Konzilsteilnehmer und über diese Zeitung lief nun auch ein beträchtlicher Einfluss. Die Versuche von Konzilssekretär Kardinal Felice, die Journalisten zu ermahnen wurden von Kardinal König desavouiert.

-          Stimmung: gruppendynamische Stimmung – Aufbruchsstimmung, Fortschrittseuphorie, die vieles überlagerte;

-          man hätte einen Feind gehabt, den Kommunismus;

Kann man von einem Ergebnis des Konzils sprechen?

Steinwender:   Das Ergebnis sind sicher vorwiegend die Texte des Konzils, dazu kommen die Rezeption und Wirkungsgeschichte der Texte und die nachkonziliare Entwicklung, die es zu betrachten gilt.

Können Sie etwas zu den Texten sagen?

Steinwender:   Ich erinnere mich an das Theologiestudium, ich hab in den 90-er Jahren studiert. Wenn Professoren in der Vorlesung vom Konzil sprachen, haben wir zu Hause nachgelesen, was in den Texten steht und den Eindruck gewonnen. Es sind sicher gute, schöne, hervorragende, ich würde sagen großteils sogar heilige  Texte. Wenn jemand sich auf das Konzil berufen hat, haben wir gleich gefragt, „wo steht das?“ und damit manchmal Verlegenheit geerntet und Unkenntnis der Text festgestellt.

Nebenbei bemerkt, damals hat ein von auswärts eingetretener Student im Seminar einen sogenannten synodalen Prozess initiiert. Ich war durch Vorlesungen auf der Uni über Hegel und Neumarxismus demgegenüber sehr kritisch und immun gegenüber prozessualem Geschehen. Er wurde dann viel diskutiert, es entstanden Spannungen und zuletzt ging es um eine neue Hausordnung. Dieser Prozess brachte letztlich keinen wahren Fortschritt und war einer Ablenkung vom Studium und eine Fixierung auf interne Nebensächlichkeiten, eben narzistisch.

Kritisch könnte man zu den Konzilstexten anmerken, dass manche Texte eine zu optimistische Weltsicht vermitteln, vor allem Gaudium et spes und Nostra aetate. Das dürfte auch beigetragen haben zur Förderung einer manchmal irrationalen Fortschrittseuphorie, die dann den Einbruch der 68-er Bewegung erleichtert hat.

Ein großes Problem ist, das einige zweideutige Formulierungen eingeflossen sind, die dann als Aufhänger für eher willkürliche Veränderungen dienten. Karl Rahner selbst hat ja gesagt, dass es gelungen sei, einige Aufhänger unterzubringen.

Wie sehen Sie die nachkonziliare Entwicklung?

Steinwender:   Es gab einen gewissen Bruch bzw. Brüche, es gab massive Einbrüche und zugleich auch die Bemühungen um eine Kontinuität; Einbrüche gab es zum Beispiel bei Priesterberufungen und in Ordensgemeinschaften, im missionarischen Bereich und beim Apostolat; in weiten Bereichen wurde der geistliche und weltanschauliche Auseinandersetzung aufgegeben oder sogar diskreditiert.

Ein allgemeiner Bruch geschah in der Liturgie mit dem Verbot des bisherigen Ritus‘, was sicher in den Konzilstexten nicht intendiert war.; entgegen den Texten;

Es gab regional Brüche, je nach Rezeption des Konzils. Extrem war dies in Holland und in der Folge eben in westeuropäischen Ländern, vor allem in Deutschland und Frankreich.  Holland galt als Vorreiter, als „Mekka“ der Fortschrittlichen, es gab dort ein pastorales Konzil (69-70), es wurden Aufbrüche gefeiert, Experimente gemacht und vieles abgeschafft und verändert, demnach sollte z. B. der Zölibat abgeschafft werden. Die Folge war natürlich ein Konflikt mit Rom, in kurzer Zeit leerten sich die Priesterseminare, die Klöster erlitten drastische Einbrüche, die Kirchen wurden leerer, die Mission brach ein, die Katholikenzahl sank mittlerweile von 40 auf 24 Prozent der Gesamtbevölkerung, und in der Zwischenzeit sind etwa 20 Prozent der Kirchen in Holland profanen Zwecken zugewiesen worden.

Man kann fast für den ganzen Westen sagen, dass große Aufbrüche gefeiert wurden, während es in Wirklichkeit Zusammenbrüche gab. Die nun geschehenden Einbrüche nach Corona sind wie eine Art Vollendung dieser Entwicklung zu sehen.

Im Gegensatz zu diesen Zusammenbrüchen gab es Versuche, die Texte des Konzils zu rezipieren und in Kontinuität mit der Lehre der Kirche eine Erneuerung anzustreben. Dafür stand u. a. Johannes Paul II, Benedikt XVI. und natürlich gab es in anderen Gegenden der Welt wirkliche Aufbrüche.

Können Sie ein positives Beispiel dafür darlegen? Gibt es so etwas wie eine Art Vorlage, ein Muster dafür, wie man heute an diese Dinge herangehen sollte?

Steinwender:   Im Gegensatz zu Holland, wo man vom Geist des Konzils beseelt war und jenseits der Intentionen der Texte Veränderungen durchführte, beschritt Kardinal Wojtyla, der spätere Papst einen ganz anderen Weg in seiner polnischen Diözese Krakau.

Er initiierte eine für acht Jahre angelegte Diözesansynode, 1972 beginnend. Das Besondere dabei war. In der ersten zwei Jahren wurde in 500 Arbeitskreisen gebetet und man studierte die Konzilstexte gründlich. Dann erst begann man, zu disputieren und Ergebnisse zu formulieren. Gerade diese Vertiefung durch das Studium der Texte führte zu einer Kontinuität mit der Glaubenslehre, zu einer Einheit, es stärkte die Identität der Ortskirche. Innere Stärke, missionarisches und apostolisches Bewusstsein waren die Folge. Diese erstarkenden Faktoren waren nicht unwesentlich für spätere Vorgänge, die zum Sturz des Kommunismus führten.

Johannes Paul II. hat sich ja sehr mit dem Kommunismus auseinandergesetzt. Welche Bedeutung hat der Kommunismus heute in Kirche und Welt?

Steinwender:   Beim II. Vatikanum wurde eine Eingabe sehr vieler Bischöfe, den Kommunismus zu verurteilen, nicht zur Abstimmung gebracht, offenbar aus diplomatischen Rücksichten, um die Teilnahme von orthodoxen Erzbischöfen (Erlaubnis) nicht zu gefährden.

Man kann es wohl als Zeichen der Vorsehung interpretieren, dass 1978 mit Karol Wojtyla ein Bischof aus einem kommunistischen Land Papst wurde. Johannes Paul II. hatte eine bedeutsame Rolle beim Sturz des Kommunismus im Osten, er hat zusammen mit Kardinal Ratzinger in Lateinamerika, wo einige Länder nicht zuletzt durch Einflüsse der marxistisch inspirierten Befreiungstheologie am Rande einer marxistischen Revolution standen, Schlimmeres verhindert. Im Westen war der Kommunismus in neuer Form verbreitet (Eurokommunismus, 68er Bewegung) und auch in ein kirchliche Milieus eingedrungen. Damit hängt es wohl auch zusammen, dass Johannes Paul II. im Westen auf heftige mediale Kritik und innerkirchliche Widerstände stieß und hier eine Wende nicht ganz zum Durchbruch kam.

So stehen wir gegenwärtig vor einem großen Ein- oder Zusammenbruch? Wie kann man nun im Lichte dieser nachkonziliaren Entwicklung die gegenwärtig tagende Bischofssynode sehen?  Sehen Sie Gefahren in der Synode?

Steinwender:  Eine Spaltung ist schon längst da, die Frage ist nur, ob sie jetzt sozusagen öffentlich wird, ob sie für alle sichtbar ausbricht?

Ein Faktor ist eine gewisse Unterwanderung der Kirche, weltanschaulich zur Zeit vorwiegend marxistischer Art, und es gibt gewisse Seilschaften, die genauere Bezeichnung möchte ich nicht aussprechen.

Ich sehe die Gefahr, dass einige Ortskirchen, allen vor die Deutsche Kirche ihren Eigenweg, das heißt ihr Niedergangskonzept der Weltkirche aufdrücken wollen, also mit Randthemen aus den 70-er Jahren, die dort zum Niedergang geführt haben, die Weltkirche verändern möchten, das wäre eine Art innerkirchlicher Imperialismus oder man könnte auch sagen ein ekklesiologischer Kolonialismus!!

Es ist die Frage, ob man die Kontinuität sucht oder das Revolutionäre, ob man den gemeinsamen Glauben der Kirche zu leben versucht oder sich selbst etwas zurechtzimmert.

Es ist letztlich die Frage, ob man die Texte des II. Vat. Konzil im Lichte der Tradition liest und auch die durch viele Synoden geschehene Rezeption ernst nimmt, ob man den einen Glauben der Kirche, den die Apostel verkündet haben, tiefer zu erfassen sucht oder eigene Wege geht?

Kommen wir jetzt zur Synode in Rom: Was ist allgemein für einen guten Ablauf einer Synode wichtig?

Steinwender:   Ich würde sagen, die Zusammensetzung, die Eignung und der Ablauf.

Für eine Synode wäre es wichtig, dass viele Bekenner dabei sein können, z. B. aus der chinesischen Untergrundkirche, Teilnehmer aus islamischen Ländern, wo Christen Verfolgung leiden, oder auch Teilnehmer, die im Westen wegen des Glaubens bereits Verfolgung oder Ausgrenzung erleiden wie z. B. Lebensschützer.

Synodenteilnehmer sollten neben der geschichtlichen, weltanschaulichen und theologischen  Bildung gottesfürchtig, also frei von Menschenfurcht sein und Erfahrung im geistlichen Kampf und in der weltanschaulichen Auseinandersetzung haben, also Bekenner sein.

Beim Ablauf sollten auch geistliche Mittel wie Fasten, Gebet, Studium in der Stille oder die persönliche Beichte genützt werden, damit dann eine breite, offene Diskussion fruchtbringend sein kann! Es sollte von vornherein klar sein, dass die Lehre an sich (das, was immer von allen geglaubt wurde) unveränderlich ist, ein wirklicher Fortschritt kann darin bestehen, dass man sie tiefer eindringt.

Bei der Synode soll es um das Thema Synodalität der Kirche, um einen synodalen Prozess gehen! Was fällt Ihnen dazu ein?

Steinwender:   Irgendwie erscheint das natürlich wie eine Beschäftigung mit sich selbst, was seit dem Konzil in kirchlichen Kreisen ja fast eine Gewohnheit wurde. Dies ging so weit, dass man in der Liturgie immer mehr sich selbst und nicht mehr Gott feiert. Man wurde so ichbezogen, dass man immer noch Aufbrüche feiert, obwohl Zusammenbrüche da sind. Das Methodische und Prozesshafte ersetzt vielfach die Auseinandersetzung mit Inhalten.

Manche haben den Eindruck. Es ist kein Ziel da oder es gibt Ziele, die unausgesprochen angestrebt werden, man führt einen Prozess, aber die Insider wissen schon, was herauskommen wird. Man müsste aus diesem Selbstbezogenheit herauskommen. Daher sollte es auch um konkrete Inhalte und Ziele gehen?

Welche Inhalten wären Ihrer Ansicht nach wichtig für diese Synode?

Steinwender:   Es wäre wichtig, wenn in diesem Geschehen auch Inhalten behandelt würde, mir fielen da folgende ein:

-          Eintreten für den Lebensschutz, gegen die Kultur des Todes

-          Eintreten für den Wert der Familie in Abgrenzung zu Genderideologie LGBT

-          Ausfaltung der Schöpfungstheologie in Abgrenzung zum sich abzeichnenden Klimawahn (Klerikalismus) es gibt derzeit eine große Naivität von kirchlichen Kreisen, die auf den Klimazug aufspringen

-          Eine Korrektur bei Corona wäre angesagt mit einer Entschuldigung für das Fehlverhalten von Kirchenvertretern

-          Die Lehre des II. Vatikanums von den autonomen Sachbereichen sollte man in Erinnerung rufen, wonach es Bereiche gibt, wo Katholiken legitimerweise unterschiedlicher Auffassung sein können, um einem Klerikalismus wie bei Corona vorzubeugen

-          Es sollte eine Verurteilung des Marxismus bzw. Kommunismus geben, um dieses Versäumnis des II. Vat. Konzils nachzuholen

-          Das Phänomen Unterwanderung der Kirche sollte angegangen werden

-          Es sollte eine Bestärkung der bekennenden Gläubigen im islamischen Ländern, in kommunistischen Ländern und im Westen (Lebensschützer….) geben

Wie wird die Synode ausgehen? Sind Sie optimistisch?

Steinwender:  Vielleicht wird in der ersten Periode, also heuer, nicht sehr viel passieren, vielleicht auch aus taktischen Gründen, man wird viel über Synodalität reden, es werden medial viele Erwartungshaltungen geschürt werden, es wird unter Umständen schöne Erlebnis- und Stimmungsberichte von Teilnehmer geben, es wird möglicherweise viele Worte oder auch Papier geben und man wird wohl die Gefahr von Konservativen an die Wand malen, sozusagen als Verhinderer des Fortschritts. An den einfachen Gläubigen wird die Synode fast unbemerkt vorübergehen.

Im nächsten Jahr wird es dann ganz konkret werden und da könnten sich Geister scheiden. Mir fallen da zwei  Aussagen aus jüngster Zeit ein, die mich sehr nachdenklich stimmen und zu denken geben:

Welche Aussagen meinen Sie da?

Steinwender:  

-          Als erstes die Aussage des chinesischen Kardinals Zen ein, ein hochbetagter Bekennerbischof aus dem Untergrund, der als Bischof von Honkong viele Konflikte mit dem kommunistischen Regime austrug. Er warnte vor Manipulationen und Veränderungen, er stellte eine Verwirrung durch die Ausweitung des Begriffes Synodalität fest. Er kritisierte, dass offene Diskussionen vermieden würden (der Wahrheit aus dem Weg gehen) und die Akzeptanz von Lebensweisen, die nicht der katholischen Tradition entsprechen, angestrebt würden. 

-          Als zweites fällt mir ein Beitrag aus unserer Kirchenzeitung vom 24. September dieses Jahres ein. Da wurde der Rektor der Anima in Rom interviewt, es handelt sich um den damaligen Seminaristen, den ich vorhin betreffend des synodalen Prozesses im Seminar erwähnte. Er deutete an, dass er mit vielen Verantwortlichen in Kontakt stehe, die sich mit dem weltweiten Synodalen Prozess beschäftigten und sprach dann nicht von Inhalten, sondern von der Methodik. Er sagte:

„Es gibt flankierende Maßnahmen, Strukturen, es gibt eine Hintergrundbewegung, die daran arbeitet, die Idee und Methodik der Synode zu entwickeln und umzusetzen. Das Instrumentum laboris ist ja komplett anders als alles vorher.“ Er sagte dann voraus, dass die Teilnehmer an runden Tischen sitzen werden und nicht hintereinander und drückte dann die Überzeugung aus, dass diese Synode das erste weltkirchliche Ereignis in der Methodik des II. Vatikanums sei. Er sagte wörtlich:

„Nach einem Konzil haben Sie zwar die Ergebnisse, Schriften und Dokumente, aber sie haben immer noch die Methodik und Mentalität von vor dem Konzil. Da kann man nicht einfach den Schalter umlegen.“ Und er fügte hinzu, dass das Konzil jetzt wirklich angekommen sei! Zur Frage, wie das gehen solle sagte er wörtlich: Lasst euch überraschen! Es wird eine Fahrt ins Weite, aber das Schiff ist gut gebaut. Das geht nicht unter!“

Das ist die Aussage eines Insiders, der von einer Überraschung spricht, und offensichtlich schon weiß, was herauskommen wird!

Welche besonderen Möglichkeiten sehen Sie nun für die Synode? Positiv wie negativ?

Steinwender:  

1)      Wird es eine Synode im eigentlichen Sinn werden, ein Ringen im Heiligen Geist um das, was der Herr uns sagen will, oder eine dialektisch- prozessuale Synode marxistischer oder gruppendynamischer Art, wo die Akteure selbst mit Methode, Medien etc. Ergebnisse oder sogenannte Wahrheiten schaffen?

2)      Wird die Synode das Licht der Wahrheit Christi stärker zum Leuchten bringt, d. h. den Relativismus in Dogmatik und Moral überwinden, oder wird dieses Licht unter den Scheffel gestellt, werden Wahrheit oder Gebote relativiert, abgeschafft und durch neue, andere Wahrheiten (political correctness) ersetzt?

3)      Wird die Synode die Kirche als Leuchtturm in einer zusehends gespaltenen und verwirrten Welt erscheinen lassen, oder wird es  eine mehr narzisstische Selbstverkrümmung geben, eine Auflösung der Kirche im Weltlichen, die einer Diktatur des Relativismus den Weg ebnet und die katholische Kirche als Dienstmagd und Mitwirkende an der neuen Weltordnung erscheinen lässt.

Zur Synode selbst muss man noch etwas bedenken. Sie hat nur beratenden Charakter. Es kommt darauf an, was der Heilige Vater will und was er dann  tut. Hier gibt es zwei Möglichkeiten.

Er tut, was er selber will, oder was ER, nämlich Gott will. Er trägt eine riesige Last, die ihm niemand abnehmen kann!!!!!

Jetzt fällt mir noch eine Möglichkeit ein: Gott könnte eingreifen, er hat viele Möglichkeiten, die wir nicht kennen. Oder ist er schon beim Eingreifen?

Steinwender:   Es könnte bei der Synode ein kollektives Bekehrungserlebnis passieren. Die Synodenteilnehmer erheben sich von den runden Tischen, fallen auf die Knie, bitten Gott um Vergebung für Lauheit, Anpassung und Geschwätz in der Kirche. Sie entschließen sich, umzukehren, beten, Buße zu tun, den eigenen Glauben zu vertiefen. Sie beginnen innerlich zu brennen und fahren als mutige Bekenner nach Hause!!!

Was bleibt nach dem eben Gesagten für einfache Gläubige? Was ist jetzt wichtig?

Steinwender:   Einfache Gläubige haben keinen unmittelbaren Einfluss auf die Synode. Man soll aber bedenken, dass es Zeiten gab, wo die einfachen Gläubigen die Kirche durchgetragen haben, wie z. B. zur Zeit des Arianismus‘.

Der Glaube ist einfach, er soll umgesetzt und nicht zerredet werden. Das Resultat vom ständigen Reden, Zerreden und „Synodalisierens“ ist der Glaubensschwund und die Auslieferung der Kirche an weltliche Mächte.

Es ist das wichtig, was allgemein und immer wichtig ist. Den Glauben bewahren, dem Glauben treu bleiben, versuchen, nach den Geboten zu leben, nach Heiligkeit zu streben und natürlich das Gebet pflegen und Leiden Gott schenken für die Kirche.

Heute ist der 13. Oktober. Am 7. Oktober, am Rosenkranzfest, hat die blutige Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern begonnen. Heute, am Fatimatag (13. Oktober) wurde ein Tag des Zorns verkündet. Die Botschaft von Fatima war vielleicht nie so aktuell wie heute! Es geht um die Irrtümer Russlands, d. h. die Überwindung des Marxismus und die Abwendung eines großen Krieges. Die Mutter Gottes von Fatima sagt, kehrt um, betet den Rosenkranz, tut Buße und Sühne! Dieser Aufforderung sollen wir gerade jetzt nachkommen, ich als Pfarrer, die Synodalen in Rom und jeder einzelne von Euch! Jetzt kommt es wirklich auf jeden an. Danke!!!


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